Dienstag, 14. Februar 2012

Schöne Erinnerungen

Die eisige Kälte hatte ihren Tribut gefordert und mich für einige Tage ans Bett gefesselt.
Nun, da ich wieder einigermaßen fit bin, kann ich mich wieder meiner Lieblingsbeschäftigung, dem Filzen, widmen.
Es sind sehr viele Ideen in meinem Kopf, die ich realisieren möchte. Da aber nicht alles auf einmal möglich ist, habe ich mich für ein Projekt entschieden, das ich schon längere Zeit ins Auge gefasst hatte:

- eine Wandtasche mit 2 Steckfächern, in denen man allerlei Kleinkram verstauen kann.


Eines der beiden Fächer soll eine ganz spezielle Funktion bekommen, die mir und meiner Familie bestimmt sehr viel Freude machen wird: es soll unser persönliches "Erlebnis-Sammler-Fach" werden.
Denn oftmals ist es ja so, dass man im Lauf eines Jahres so viel Schönes erlebt, es aber am Ende des Jahres schon wieder vergessen hat. Schade um die schönen Erinnerungen, denn gerade sie sind es ja, die unser Leben so sehr bereichern.
Aus diesem Grund habe ich nun ein Fach meiner Wandtasche der Erhaltung dieser Erinnerungen gewidmet. Wir (alle Familienmitglieder) werden ab jetzt alles, was uns gefällt oder Freude bereitet, auf kleine Zettelchen schreiben. Diese stecken wir ins "Erinnerungsfach" der Wandtasche, wo sie vorerst bleiben.
Wenn das Jahr zu Ende ist, nehmen wir sie heraus, lesen sie, schauen nach, ob wir passende Fotos dazu haben, und machen daraus unser persönliches Jahrbuch. Darauf freue ich mich heute schon und ich weiß, dass wir dieses "Jahrbuch" immer wieder gerne zur Hand nehmen werden, um darin zu blättern und uns an die schönen Dinge in unserem Leben zu erinnern.

Nun denn, frisch ans Werk! Die Wandtasche ist bereits gefilzt und getrocknet. Fehlt nur noch die weitere Ausgestaltung und Befestigung an der Wand.
Ich wünsche allen Lesern eine schöne Woche mit schönen Ereignissen, die es wert sind, erhalten zu werden!

Liebe Grüße
Cornelia

Besucht auch meine Seite: www.bimbolino.at

Mittwoch, 1. Februar 2012

Filzen – „Was ist das und wie geht das?“

Filzen - was ist das?
  • ein uraltes Handwerk, das vor Allem eines verlangt: viiiiiiel Geduld
  • Merino Kammzug in verschiedenen Farben
    Ausgangsmaterial: Schafwolle
  • Aus der Schafwolle werden Gegenstände oder Kleidung hergestellt, indem man die Wollfasern miteinander verfilzt. Verfilzen kann man die Fasern entweder trocken oder nass.
Beim trockenen Verfilzen spricht man vom sogenannten Nadelfilzen:
Die Wollfasern werden mit einer Filznadel, an deren Spitze sich kleine Widerhäkchen befinden, durch wiederholtes Einstechen miteinander verfilzt. Bei jedem Einstechen der Filznadel werden Wollfasern von der Oberfläche nach unten gezogen, wo sie sich mit den anderen Fasern verhaken und nach laaaaaaangem, geduldigem Einstechen verfestigt sich die Wolle, wodurch das Werkstück zwar kleiner wird, aber dafür Festigkeit und Struktur bekommt. Diese Technik wird gerne bei der Herstellung von Figuren (z.B. Tiere, etc.) angewendet.
Beim Verfilzen der Wolle in nassem Zustand spricht man vom sogenannten Nassfilzen: diese Technik wende ich bei meinen Werken hauptsächlich an, weshalb ich sie hier ein wenig genauer beschreibe und zum besseren Verständnis mit einigen Bildern zu den einzelnen Arbeitsschritten illustriere.
Man nehme:
Schafwolle (Merino Kammzug)
Schafwolle: frisch geschorene Schafwolle, mehrmals gewaschen und von Verunreinigungen befreit, gekämmt (kardiert) und gefärbt (mit Naturmaterialien oder auf Säurebasis gefärbt - ja nach gewünschter Farbintensität bzw. Farbstabilität).
Zum Filzen verwende ich die Schafwolle vom Kammzug (gekämmte Wolle im Strang) oder vom Vlies.
Verschiedene Materialien zum Ein- oder Auffilzen (als Verzierung oder Gestaltungselement) z.B. Seidenfasern, Angora- Mohair- oder Kamelhaar, verschiedene Stoffe, Wollfäden, Glasnuggets, Steine, Glasmurmeln, etc.
Weiters benötigt man noch verschiedene "Werkzeuge": Rutschfeste Unterlage, Plastikfolie, Folie, Stift, Lineal und Schere zum Anfertigen einer Schablone (falls für das Werkstück notwendig), Handtücher, heißes Wasser, Seife (am besten eignet sich Olivenseife), Wäschesprenger oder Ballbrause, Stoff zum Abdecken beim Anfilzen, geriffelte Matte (Bambusmatte) für`s Walken, etwas Essig für den letzten Spülgang (entfernt alle Seifenreste und entspannt die Wollfasern).
Wenn alles vorbereitet ist, kann losgelegt werden:
Wolle aus dem Kammzug zupfen und legen
Im ersten Arbeitsschritt lege ich die Wolle aus. Dazu zupfe ich die Wolle aus dem Strang und lege sie überlappend aus.
Dabei muss ich sehr sorgfältig arbeiten und darauf achten, dass ich die Wolle möglichst gleichmäßig auslege, damit der Filz nicht unregelmäßig oder gar löchrig wird. (besonders bei dünnen Vorfilzen sehr, sehr wichtig)
Beim Auslegen der Wolle muss ich auch darauf achten, dass die Wolle beim späteren Filzprozess um ca. 30 bis 40 % schrumpft. Ich muss daher die Wolle groß genug auslegen, damit der Filz am Ende das richtige Maß hat.
Wenn die erste Lage fertig gezupft und ausgelegt ist, beginne ich mit der zweiten Lage - diesmal aber mit Faserrichtung quer zur ersten Lage. Diesen Vorgang wiederhole ich, je nach gewünschter Dicke des Filzes noch mehrere Male (in diesem Beispiel belasse ich es bei 2 Lagen, da ich einen seeeehr dünnen Vorfilz herstellen möchte, den ich für ein Werkstück benötige). 
erste Lage Wolle ausgelegt
2. Lage Wolle quer zur ersten

Die fertig ausgelegte Wolle wird nun mit einem Stück Gitterstoff (alter Vorhang) abgedeckt und mit Wasser besprengt. Danach drückt man mit eingeseiften Händen gaaanz vorsichtig die Luft aus der Wolle und beginnt mit dem Anfilzen - das heißt, man streichelt sehr vorsichtig und ohne Druck über den Gitterstoff (für besseres Gleiten die Hände immer wieder ein wenig einseifen).
Dieser Vorgang dauert nun einige Zeit und man braucht sehr viel Geduld, um nicht gleich drauflos zu rubbeln oder gar zu früh Druck auszuüben.
Anfilzen der Wolle mit Gitterstoff
Weiter anfilzen ohne Gitterstoff

Wenn sich die Wollfasern einigermaßen miteinander verbunden haben, nehme ich den Gitterstoff ab und streichle die gesamte Fläche ausgiebig - erst ohne Druck, später mit leichtem Druck.
Sobald sich keine Wollfasern mehr aus der Fläche ziehen lassen (Zupfprobe mit 2 Fingern) wende ich mein Werkstück und bearbeite die zweite Seite genau so wie die erste.
Hält die Oberfläche der 2. Seite der Zupfprobe stand, kann ich mit dem Walken beginnen.
Beginn des Walkens (mit Rolle)

Anfangs nehme ich eine Rolle zu Hilfe, um die ich mein Werkstück wickle, und beginne dann vorsichtig, nur mit leichtem Druck, sie hin und her zu rollen. Danach wickle ich den Filz wieder aus, drehe ihn um eine 1/4 Drehung im Uhrzeigersinn, rolle wieder ein und walke.

Diesen Vorgang wiederhole ich, bis ich alle 4 Seiten gerollt habe.
Danach Werkstück wenden und das Ganze von vorn. Dann wieder wenden, und das gleiche Spiel noch einmal, dann wieder wenden, und so weiter und so fort. Dabei erhöhe ich mit jedem Mal Wenden den Druck, den ich auf die Rolle ausübe, und ziehe vor jedem neuerlichen Einrollen das Werkstück in Form.
Sobald der Filz fester wird, walke ich ohne Rolle weiter, bis ich das gewünschte Ergebnis (Festigkeit des Filzes) erreicht habe.
Der fertige Filz wird nun mehrmals in klarem Wasser gespült, um die Seife aus dem Gewebe zu entfernen. Beim letzten Schwemmvorgang gebe ich einen ordentlichen Schuss Essig dazu, um endgültig alle Seifenreste aus der Wolle zu entfernen, und drücke vorsichtig das Wasser aus dem Werkstück. Achtung! Auf keinen Fall wringen, nur drücken! Die Form der Arbeit würde darunter leiden, da sich durch das Wringen die Fasern verschieben, und der Filz sich verziehen würde.
Nun ist es geschafft! Der fertige Filz wird auf ein Handtuch oder eine saugfähige Unterlage gelegt und kann nun trocknen.
fertiger Filz zum Trocken aufgelegt
fertige Vorfilze

 Alles, was ich hier gezeigt und erklärt habe, sind nur die ganz einfachen Grundzüge des Filzens.

Für die Umsetzung von vielen Filzprojekten braucht man allerdings noch sehr viel mehr an Wissen um die verschiedenen Techniken und Methoden des Filzens.
z.B. die Hohlkörper-Filztechnik, um hier nur eine von so vielen Techniken zu nennen, mit der man in der Lage ist, Gefäße oder Taschen nahtlos zu filzen.

Doch darauf gehe ich jetzt nicht näher ein, denn das würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Aber vielleicht schreibe ich ja einmal ein Buch darüber oder gebe Kurse, in denen man das alles in der Praxis lernen kann ;-)

Für`s erste hab ich euch wohl schon genug mit Informationen zum Thema Filzen versorgt.

Wenn ihr Lust habt, euch fertige Filzobjekte anzuschauen, besucht doch einfach meine Homepage http://www.bimbolino.at/filz-atelier-galerie/ . Ich freue mich auf euren Besuch.

Liebe Grüße
Cornelia Spiegl (alias Conneline aus dem Mostbirnenland)